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Fleischesser und Vegetarier – Über die Inkonsequenz bei der Essenswahl

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Ein Stapel Eier. Ist es inkonsequent, wenn Vegetarier Eier essen?
Ist es inkonsequent, wenn Vegetarier Eier essen? – Foto: acht&siebzig (auf Flickr unter CC BY-SA 2.0)

Seit ich Vegetarier bin, habe ich schon öfter den Vorwurf zu hören bekommen, ich sei inkonsequent. Weil man als Vegetarier ja nur auf Fisch und Fleisch statt auf alle tierischen Produkte verzichtet. Und weil man unterwegs häufig trotzdem mal was isst, von dem man nicht so genau weiß, ob das jetzt vegetarisch war, oder nicht. Ein Beispiel dafür ist Käse. Wenn ich unterwegs ein Käsebrot oder eine Pizza esse, dann schaue ich nicht darauf, ob der jeweilige Käse tierisches Lab enthält. Konsequenz geht anders.

Interessant für mich ist, dass dieser Vorwurf noch nie von einem Veganer oder von einem anderen Vegetarier an mich herangetragen wurde, sondern nur von Menschen, die selbst Fleisch essen. Argumentiert wird dann meist in der Form, dass man sich als Vegetarier schließlich für einen bestimmten Weg entschieden habe, und auf dem müsse man dann auch bleiben.

Ich verstehe diesen Vorwurf. Weil ich selbst fest davon überzeugt bin, dass Vegetarismus an sich inkonsequent ist. Wenn ich meinen Prinzipien strikt folgen würde, wäre ich Veganer. Bin ich aber nicht. Der Einfachheit halber, weil es für mich sonst noch aufwendiger wäre, mich ausgewogen zu ernähren.

Wenn allerdings jemand kommt, der Fleisch isst, und mir – in einem von mir als Besserwisserei empfundenen Tonfall – erklärt, ich sei als Vegetarier inkonsequent, dann finde ich das ein bisschen befremdlich. Ich für meinen Teil habe nämlich noch keinen Fleischesser von mir aus darauf angesprochen, dass es ganz schön inkonsequent ist, ein Steak zu verputzen und die Woche darauf den lieben Bello zum Tierarzt zu fahren. Oder dass es inkonsequent ist, gegen Tierquälerei zu sein, und gleichzeitig zu unterstützen, dass Tiere totgeprügelt und misshandelt werden.

Diejenigen, die Fleisch essen, sollen das jetzt bitte nicht falsch verstehen: Ich nehme mich von dieser Kritik nicht aus. Ich esse auch Eier, obwohl Jahr für Jahr Millionen männliche Küken in Deutschland geschreddert werden. Das ist verdammt inkonsequent. Aber gerade weil ich mir meiner eigenen Inkonsequenz bewusst bin, käme ich nie auf die Idee, anderen ihre derart vorzuhalten.

Nun kann man natürlich argumentieren, dass Fleischesser per se nicht inkonsequent sind, weil sie ja gar nicht finden, dass es Probleme mit der Tierhaltung, in der Fleischproduktion oder ganz einfach beim Töten von Tieren gebe. Solche Fleischesser sind nach meiner Erfahrung aber eher die Ausnahme. Auf MDR.de kann man dazu nachlesen: “Bei Umfragen äußern die meisten Deutschen, dass sie eine artgerechte Tierhaltung erwarten und dass Massentierhaltung abgeschafft werden sollte”.

Wer das aber findet, der handelt inkonsequent, wenn er beispielsweise trotzdem einfach das Fleisch aus dem Supermarkt kauft. Und er begibt sich damit aus meiner Sicht auf einen Standpunkt, der zu wackelig ist, um von dort aus mit dem Finger auf andere zu zeigen.

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